Erinnerungen Max Allmers, Bezirksgeschäftsführer der SPD Südbayern, an den Wiederaufbau der Münchner SPD-Organisation
Ich sehe heute noch vor mir, wie ich zu ihm [Thomas Wimmer] kam. Er hatte in seinem Büro so einen kleinen Sekretär mit einem Aufbau. Geschrieben hat er mit einem ganz kleinen, sehr spitzen Bleistiftstumpen... Er hat mir auch gleich einen Auftrag gegeben... Er hat mir … eine Liste mit den Namen der Sektionsvorsitzenden der Münchner SPD vor 1933 gegeben. Die hatte er über den Krieg gerettet. Ich solle doch einmal nachschauen, wer von denen noch greifbar sei. Mit dem Fahrrad bin ich durch das zerbombte München gefahren. In zerstörten und weniger zerstörten Häusern habe ich die Leute gesucht. Eigenartigerweise habe ich sehr viele gefunden. Sicher waren in der Zwischenzeit einige gestorben, aber ich glaube von den 70, die ich auf meiner Liste hatte, habe ich so an die 50 zusammengebracht. Alle waren sofort bereit, wieder für die SPD zu arbeiten. Ihnen habe ich Wimmers Adresse im Arbeitsamt gegeben... In dem Arbeitsamt war dann ein ständiges Kommen und Gehen. Dort ist die Partei wieder aufgebaut worden. An einem kleinen Sekretär von 1,10 Meter Breite ist alles wieder entstanden....
Zerlumpt, hungrig und durstig, mit kaputten Schuhen sind die Genossen ins Arbeitsamt gekommen und vor ihm gestanden. Thomas Wimmer war kein großer Gefühlsmensch, jedenfalls hat er sich nach außen hin nichts anmerken lassen. Er hat einfach gesagt: „Du mußt wieder!“ Er hat Anordnungen erteilt. Das sei ihre Aufgabe, dort wieder Anzufangen, wo sie 1933 aufgehört hatten... Wieder aufgebaut nach 1945 wurde die SPD von den Leuten, die auch vor 1933 in ihr aktiv waren. Anders war das gar nicht möglich. Die Jüngeren haben sich doch nach den schrecklichen zwölf braunen Jahren gar nicht getraut, politisch irgend etwas zu tun. Außerdem kamen sie erst nach und nach aus der Gefangenschaft.